100 Jahre Sechzgerstadion
1911 - 2011

Die Jubiläumswebseite

Stadiongeschichte nach Epochen

1975-1995: Neubau der Gegengerade und das Auf/Ab und Hin/Her der Löwen

Kurzüberblick Baugeschichte:
1978/79 Abbruch der Stehhalle und Neubau einer Tribüne mit 4.700 Sitzplätzen (heutige Gegengerade), in welche die Treppentürme integriert werden.
1991 Blockabtrennungen in der Westkurve durch Gitterzäune.

Kurzüberblick Sportgeschichte:
27.3.1979 Einweihung der neuen Gegentribüne mit 1860 - FC Bayern 1:1
1990/91 Aufstieg von 1860 in die 2. Bundesliga
1992/93 Aufstieg von 1860 in die 2. Bundesliga
1993/94 Aufstieg von 1860 in die 1. Bundesliga

Details (aus Wikipedia und Beer-"Kultstätte an der Grünwalder Straße"):

Neubau der Gegengeraden

Als im Sommer 1974 die erste Spielzeit der neuen 2. Bundesliga Süd begann, zog der TSV 1860 erneut ins Olympiastadion um. Als die Sechzger 1976 wieder in die Bezirkssportanlage zurückkehrten, wurde diese bereits seit einem Jahr von der Amateurmannschaft des FC Bayern genutzt. Im Dezember 1976 beschloss der Münchner Stadtrat die Planung einer überdachten Sitztribüne anstelle der alten Stehhalle und die erneute Ausrichtung des Grünwalder Stadions auf den Profisport. Die aufgestellten Breitensportanlagen waren von der Bevölkerung kaum genutzt worden. Es wurde eine einfache, kostengünstige Tribüne geplant, die sich in das bestehende Stadion einfügte. Die Architekten Wolfgang Böninger und Peter Biedermann wählten eine Kombination aus Rahmenbindern in Stahlkastenbauweise, die das Dach unter sich tragen sollten. Die neue Sitztribüne Nord wurde von Frühjahr 1978 bis Frühjahr 1979 errichtet. Die 4.700 Zuschauer fassende Tribüne kostete knapp 6,5 Millionen DM. Ende März wurde das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße wiedereröffnet. Bei einer Gesamtkapazität von 31.500 Plätzen verfügte das Stadion nun über 8.430 Sitzplätze.

Abstieg in die Drittliga-Tristesse und Bayernliga-Emotionen

Der TSV 1860 pendelte in diesen Jahren regelmäßig zwischen den beiden Spielstätten. In den Erstligaspielzeiten 1977/78 und 1979/80 nutzten die Sechzger fast ausschließlich das Olympiastadion als Heimspielstätte. 1980/81 fanden einige Erstligabegegnungen im Grünwalder Stadion statt, nach dem Abstieg 1981 startete man auf Giesings Höhen in die Zweitligasaison. Nach sieben Heimspielen beschloss das Präsidium aufgrund von fehlendem Komfort und Mangel an Parkplätzen den dauerhaften Umzug ins Olympiastadion. Dort trug der TSV 1860 die restlichen Heimspiele der Saison aus, an deren Ende der DFB den Sechzgern die Profiligalizenz für die kommende Spielzeit verweigerte und der TSV 1860 somit erneut ins Stadion an der Grünwalder Straße zurückkehrte.

Bereits im zweiten Heimspiel der Bayernligasaison 1982/83 wurde gegen die SpVgg Unterhaching ein neuer Zuschauerrekord für die Amateuroberliga aufgestellt, 28.000 Zuschauer erlebten die 0:2-Niederlage des TSV 1860 vor Ort. Die Emotionen auf Giesings Höhen waren nicht nur positiver Natur. Beim Spiel gegen Schweinfurt 05 am 25. September 1982 gab es Ausschreitungen, bei denen aufgebrachte Fans Umzäunungen niederdrückten und den Schiedsrichter jagten, der schwere Verletzungen davontrug. Der Sachschaden betrug 50.000 DM. Es wurde ein neuer Zaun aufgestellt, der im oberen Bereich abgeschrägt war, wodurch das Übersteigen erschwert wurde. Der TSV 1860 erhielt eine Platzsperre für zwei Heimspiele. Als es später erneut zu Ausschreitungen kam, wurde im Dezember 1982 vom Kreisverwaltungsreferat ein Alkoholverbot im Grünwalder Stadion verhängt. Als sich der TSV 1860 1984 für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga qualifiziert hatte, wich er für die beiden Spiele gegen den VfR Bürstadt und den FC 08 Homburg aufgrund des erwarteten hohen Zuschauerinteresses erneut ins Olympiastadion aus. Beim Spiel gegen Homburg wurde dort mit 38.000 Zuschauern ein neuer Zuschauerrekord für die Amateuroberligen aufgestellt.

In den kommenden Jahren lagen die Zuschauerzahlen im Stadion an der Grünwalder Straße zwar mitunter nur im dreistelligen Bereich, aber auch fünfstellige Zahlen blieben keine Seltenheit. Die Löwen rangierten in der Bayernliga stets an der Spitze der Zuschauertabelle. Einige Mannschaften in der Bayernliga trugen eigentliche Heimspiele gegen den TSV 1860 im Stadion an der Grünwalder Straße aus. Vertreter des FC Wacker, der SpVgg Unterhaching, des TSV Großhadern, des TSV Eching und der SpVgg Starnberg freuten sich über höhere Zuschauerzahlen und damit auch Einnahmen, der TSV 1860 war nur mehr Gast im ehemals eigenen Stadion. Ab 1988 gab es eine weitere Heimmannschaft, denn der SV Türk Gücü München trug seine Spiele nach dem Bayernligaaufstieg bis 1992 im Stadion an der Grünwalder Straße aus. Die Amateure des FC Bayern mussten in diesen vier Jahren im Dantestadion spielen. Am 5. November 1989 fand nach einigen Jahren wieder ein Zweitligaspiel auf Giesings Höhen statt. Die SpVgg Unterhaching verlegte ihr Heimspiel gegen Schalke 04 ins Stadion an der Grünwalder Straße.

Am letzten Spieltag der Saison 1989/90 verpasste 1860 durch ein 3:3 gegen den direkten Konkurrenten 1. FC Schweinfurt 05 den Zweitligaaufstieg nur knapp. Erneut war die zugelassene Höchstzuschauerzahl überschritten worden, über 32.000 Zuschauer hatten das Spiel im Stadion verfolgt.

Rückkehr in den Profifußball und Beginn der Stadiondiskussion

Bis 1991 waren am Stadion nur notwendige Reparaturen durchgeführt worden. Mitte der 1980er Jahre war auch der Schriftzug Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße über den Kassen im Nordosten angebracht worden. Ein Abschnitt im Norden der Ostkurve mit 524 Stehplätzen musste dagegen gesperrt werden, da die Standsicherheit der Betonkonstruktion nicht mehr gewährleistet werden konnte, ein Sanierungsplan wurde nicht ausgeführt. Nach dem Aufstieg des TSV 1860 in die 2. Bundesliga im Sommer 1991 mussten die im Vergleich zur Bayernliga strengen Sicherheitsauflagen erfüllt werden. Dazu wurden die Blöcke im Stadion neu aufgeteilt, in den Kurven wurden die neuen Blöcke zusätzlich durch 2,20 Meter hohe Stahlgitterzäune voneinander getrennt. Die neue Blockaufteilung gilt in groben Zügen bis heute.

Der TSV 1860 drängte bald auf eine Sanierung und Ausbau des mittlerweile nur noch für 29.766 Zuschauer zugelassenen Stadions. Nachdem Bayern-Manager Uli Hoeneß im Sommer 1991 jedoch erstmals davon sprach, ein gänzlich neues Stadion zu bauen, wurden die 2,4 Millionen DM teuren Planungen wieder zurückgestellt. Lediglich über den Ausbau der Ostkurve wurde weiter nachgedacht, als sich im Lauf der Spielzeit aber der sofortige Wiederabstieg der Sechzger abzeichnete, wurden auch diese Planungen wieder verworfen. Als 1860 nach nur einem Jahr in der Bayernliga wieder aufgestiegen war, wurden die Pläne wieder konkreter. Präsident Wildmoser ließ Pläne für eine zweistöckige Tribüne in der Ostkurve erstellen. Im September 1993 genehmigte der Stadtrat einen Zuschuss von 2,66 Millionen DM. Den Rest der kalkulierten sechs Millionen DM Baukosten wollte der TSV 1860 selber aufbringen. Dazu sollte das Stadion dem Verein im Erbbaurecht mietzinsfrei verpachtet werden. Nach der Ostkurve wollte Wildmoser Schritt für Schritt eine neue Haupttribüne und die Überdachung der Westkurve verwirklichen. Das bis zu 25 Millionen DM teure Projekt kam allerdings niemals auch nur in die Planungsphase.

Als sich der TSV 1860 im Lauf der Saison im oberen Drittel der Zweitligatabelle festsetzen konnte und die Rückkehr in die Bundesliga näher rückte, änderte Wildmoser seine Meinung in der Stadionfrage. Nach dem geglückten Aufstieg trugen die Löwen in der Bundesligaspielzeit 1994/95 bereits vier Spiele im Olympiastadion aus, die sie jedoch alle verloren. Von den restlichen 13 Heimspielen, die im Stadion an der Grünwalder Straße ausgetragen wurden, verlor 1860 nur zwei, was entscheidend zum Klassenerhalt beitrug. Dennoch stimmte eine außerordentliche Delegiertenversammlung des TSV 1860 am 30. Mai 1995 dem Vorschlag Wildmosers zu, endgültig ins Olympiastadion umzuziehen. Am 3. Juni 1995 fand mit dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern das letzte Bundesligaspiel auf Giesings Höhen statt.

Ein etwas anderer Sport versuchte ebenfalls sein Glück an der Grünwalder Straße. Das American Football Team der Munich Thunder spielte 1994 eine Spielzeit in der neugegründeten Football League of Europe und trug seine Heimspiele aufgrund von persönlichen Differenzen nicht im footballtauglichen Dantestadion zusammen mit den Munich Cowboys aus (damals recht erfolgreich in der Deutschen Football-Bundesliga), sondern im Sechzgerstadion. Leider hatte diese Liga von Anfang an mit Finanznot zu kämpfen, auch aufgrund der hohen Reisekosten zu den Auswärtsspielen. 1995 war das Experiment schon wieder beendet und die Liga wurde wie die meisten Teams aufgelöst.