Stadiongeschichte nach Epochen
1955-1974: Glanzzeiten und Niedergang
Kurzüberblick Baugeschichte:
bis 1959 |
Ausbau der Kurven (bisher nur Stehwälle) mit aufgeständerten Tribünen in Stahlbetonbauweise. Errichtung der Flutlichtanlage auf vier Masten, die eine provisorische Beleuchtung von 1955 ersetzt. |
1971 |
Brand im Dachstuhl der Haupttribüne (Brandstiftung) am 31.1.1971. Wiedererrichtung des Dachstuhls in ähnlicher Form und Einbau von Reporter-Kabinen bis Mai 1971. |
1972-74 |
Ein Orkan deckt am 13.11.1972 das Dach der Stehhalle ab. Abriss des Dachs und der oberen Stehränge. Die Treppentürme bleiben erhalten. Das Stadion wird für einige Jahre als Bezirkssportanlage genutzt. |
Kurzüberblick Sportgeschichte:
7.4.1955 |
erstes Nachtspiel in München: 1860 - Hajduk Split 1:2 |
1956/57 |
FC Bayern wird Deutscher Pokalsieger |
1962/63 |
1860 wird Meister der Oberliga Süd |
24.8.1963 |
erster Bundesliga-Spieltag mit 1860 - Eintracht Braunschweig 1:1 |
1963/64 |
1860 wird Deutscher Pokalsieger |
1964/65 |
1860 zieht ins Endspiel des Europapokals der Pokalsieger ein |
14.8.1965 |
erstes Lokalderby in der Bundesliga: 1860 - FC Bayern 1:0 |
1965/66 |
1860 wird Deutscher Meister FC Bayern wird Deutscher Pokalsieger |
1966/67 |
FC Bayern wird Sieger im Europapokal der Pokalsieger FC Bayern wird Deutscher Pokalsieger |
1968/69 |
FC Bayern wird Deutscher Meister FC Bayern wird Deutscher Pokalsieger |
1970/71 |
FC Bayern wird Deutscher Pokalsieger |
Details (aus Wikipedia und Beer-"Kultstätte an der Grünwalder Straße"):
Flutlichteinbau
Am 7. April 1955 fand beim Freundschaftsspiel des TSV 1860 gegen Hajduk Split erstmal ein so genanntes Nachtspiel im Stadion an der Grünwalder Straße statt. An den Tribünendächern waren Tiefstrahler angebracht worden, die sich die Sechzger von der Bavaria Film geliehen hatten. Dieses provisorische Flutlicht beleuchtete ab 20:15 Uhr den Rasen mit 200.000 Watt. Einen Monat später beleuchteten am 2. Mai 300.000 Watt das Feld, auf dem 1860 gegen die Grasshoppers Zürich 0:5 verlor. Bis August 1955 baute der TSV 1860 die Anlage weiter aus, schließlich lieferten 48 Scheinwerfer eine Leuchtstärke von 80 Lux. Am 6. März 1957 trafen die B-Nationalmannschaften von Deutschland und Österreich in Stadion an der Grünwalder Straße aufeinander, 45.000 Zuschauer verfolgten, wie Deutschland unter Flutlicht 4:0 gewann. Im Oktober 1959 wurden vier 52 Meter hohe Masten fertiggestellt, an denen insgesamt 148 Scheinwerfer montiert waren, die eine Leuchtkraft von 300 Lux lieferten. 1965 wurde diese auf 350 Lux erhöht, an jedem Mast hingen nun 60 Scheinwerfer. Seit den 1980er Jahren hängen jeweils 24 Scheinwerfer an den Masten, die zusammen 800 Lux liefern.
Neubau der Ost- und der Westkurve
Wie die Flutlichtanlage waren auch Ost- und Westkurve nach Plan von Architekt Baurat Prof. Rudolf Ortner errichtet worden. Das Stadion sollte nun zu einem reinen Fußballstadion werden, Leichtathletikanlagen sollte es nicht mehr geben. 1958 wurden der Stehwall in der Ostkurve und die davor liegende Aschenbahn abgetragen. Stattdessen wurde eine neue Tribüne mit terrassierten Betonstufen errichtet. Nach Norden und Süden hin wurden weitere Ränge auf Betonstützen errichtet, insgesamt bot die neue Ostkurve 12.000 Zuschauern Platz. An der Außenseite der Ostkurve wurden von Joachim Berthold Reliefs von sporttreibenden Menschen in die Fassade eingearbeitet. In der Westkurve musste zuerst ein Fundament aus 14 Meter langen Stahlbetonpfählen betoniert werden, da der Bau nahe an der Isarhangkante ablief. Die unteren 20 Stehplatzreihen wurden auf einem Erdwall errichtet, darüber wurden bis zu 30 Stufen auf tragenden Betonsäulen errichtet. Die neue Westkurve fasste 19.500 Zuschauer. 1961 wurden hinter der Stehhalle zwei Treppenhausanbauten errichtet, die bis zur Oberkante der Stehhalle führten und die unteren Zugänge entlasteten. Insgesamt kosteten die Baumaßnahmen vier Millionen DM.
Sportliche Glanzzeiten in den 1960er Jahren
In den Jahren nach dem Bau von Ost- und Westkurve sollte das Stadion an der Grünwalder Straße zahlreiche Höhepunkte erleben. Schon am 27. Mai 1960 war das Stadion restlos ausverkauft, als Pelé mit dem FC Santos 9:1 gegen den TSV 1860 gewann. Am 2. November 1960 trennten sich Süddeutschland und Zentralungarn 3:3. Vor dem Spiel war ein Zugangstor eingedrückt worden und mehrere Tausend Zuschauer kamen ohne Eintrittskarte ins Stadion. Schätzungen zufolge waren 58.000 Zuschauer im offiziell 51.800 Zuschauer fassenden Stadion.
Als 1963 die Bundesliga in ihre erste Saison startete, wurde auch im Stadion an der Grünwalder Straße gespielt. Der Zuschauerandrang stieg abermals an. In der ersten Saison verzeichnete der TSV 1860 einen Zuschauerschnitt von 32.000. 1963 und 1964 gab die Stadt München insgesamt 34.500 DM aus, um den Sicherheitsstandard des Stadions zu erhöhen. 1965 beschränkte die Stadt das Fassungsvermögen. Nun waren nur noch 44.300 Zuschauer zugelassen. Dafür spielten seit Sommer 1965 nach dem Aufstieg des FC Bayern zwei Bundesligisten im Stadion an der Grünwalder Straße.
1962 wurden erstmals Europapokalspiele im Stadion an der Grünwalder Straße ausgetragen, da der FC Bayern am Messepokal teilnahm. Bis 1972 trat der FC Bayern 19 Mal im Grünwalder Stadion zu Europapokalbegegnungen an. Der TSV 1860 nahm erstmals 1964 an den europäischen Pokalspielen teil, da sie sich durch den DFB-Pokalsieg für den Europapokal der Pokalsieger qualifiziert hatten. Bis 2002 spielte der TSV 1860 15 Mal auf europäischer Ebene im Stadion an der Grünwalder Straße. 1966 wurde der TSV 1860 im Stadion an der Grünwalder Straße Deutscher Meister, 1969 gewann der FC Bayern seine zweite Meisterschaft.
Diskussionen um den Fortbestand und Brand der Haupttribüne
Zu dieser Zeit war jedoch bereits absehbar, dass der Profifußball das Stadion an der Grünwalder Straße in wenigen Jahren verlassen würde. Die Stadt hatte 1964 das ehemalige Militärareal am Oberwiesenfeld gekauft und Planungen für ein neues Großstadion vorangetrieben. Nach der Vergabe der Olympischen Spiele 1972 im Jahr 1966 an die Stadt München wurden die Pläne schließlich im Olympiapark realisiert. Gegen Ende des Jahrzehnts wurden darüber hinaus an den Tribünen des Stadions an der Grünwalder Straße Mängel an der Bausubstanz festgestellt. Weil aber die Fertigstellung des Olympiastadions näher rückte, wurden keine umfangreicheren Maßnahmen durchgeführt.
Im Sommer 1970 stieg der FC Wacker in die zweitklassige Regionalliga auf. Somit spielten in der Saison 1970/71 neben dem Bundesligisten FC Bayern auch die beiden Regionalligisten TSV 1860 und FC Wacker im Stadion an der Grünwalder Straße.
In der Nacht zum 30. Januar 1971 brannte die Haupttribüne aus. Das Landeskriminalamt ging von Brandstiftung aus, der oder die Täter wurden jedoch nie gefasst. Bereits am Nachmittag des 30. Januar wurde im Stadion wieder Fußball gespielt, der TSV 1860 wollte eine Absage des Regionalligaspiels gegen Viktoria Aschaffenburg unbedingt verhindern. Der Münchner Stadtrat genehmigte am 3. Februar 1971 den sofortigen Wiederaufbau der Tribüne. Das Ingenieurbüro Rudolf Grimme und Volker Wertmann plante das neue Haupttribünendach und veränderte dabei das Konzept der alten Konstruktion nur geringfügig. Im März 1971 wurde mit den Arbeiten begonnen, Mitte April waren die Sitzplätze unter dem Rohbau des Dachstuhls bereits wieder freigegeben. Im Juli 1971 waren die Arbeiten abgeschlossen, auch neue Reporterkabinen waren errichtet worden. Es waren Gesamtkosten von 679.000 DM angefallen.
Auszug der Vereine, Orkanschäden und Rückbau zur Bezirkssportanlage
1972 wurde der FC Bayern zum dritten Mal deutscher Meister. Wie bei den beiden anderen Meisterschaften konnten die Bayern diese allerdings nicht im Stadion an der Grünwalder Straße feiern. Das entscheidende letzte Spiel gegen Schalke trugen sie bereits im neuen Olympiastadion aus. Aus organisatorischen Gründen konnte jedoch das erste Heimspiel in der folgenden Saison gegen Werder Bremen nicht im Olympiastadion durchgeführt werden, also kehrte der FC Bayern am 20. September ein letztes Mal ins Stadion an der Grünwalder Straße zurück. Auch der TSV 1860 hatte an einen Umzug ins Olympiastadion gedacht, stellte die Überlegungen nach dem schlechten Start in die Regionalligasaison 1972/73 jedoch vorläufig zurück. Nachdem aber am 13. November 1972 ein Orkan große Schäden an der Stehhalle verursacht und Teile des Dachs heruntergerissen hatte, mussten die Sechzger zumindest vorübergehend ins Olympiastadion umziehen. Aufgrund der erhofften Mehreinnahmen blieb der TSV 1860 dort bis Anfang des Jahres 1974. Nach dem FC Bayern und dem TSV 1860 zog auch der FC Wacker 1973 aus dem Stadion an der Grünwalder Straße aus und spielte fortan wieder in Sendling.
1973 beschloss der Münchner Stadtrat, das Stadion für den Schul- und Breitensport auszubauen, dabei aber den Charakter eines Fußballstadions zu erhalten. Planungen der regierenden SPD-Fraktion im Münchner Stadtrat, anstelle des Stadions Wohnhäuser zu errichten, waren nach Protesten Giesinger Bürger verworfen worden. Die Umbaukosten in Höhe von 2,24 Millionen DM, die auch die Sanierung der maroden Stehhalle enthalten hätten, waren der Stadt allerdings zu hoch, so dass die Pläne zu den Akten gelegt wurden. Stattdessen wurden Planungen durchgeführt, in denen eine Gegengeradetribüne keine Rolle mehr spielte. Im November 1973 waren die Reste des zerstörten Stehhallendachs abgetragen worden, im Juli 1974 wurden schließlich die oberen Ränge der Stehhalle abgerissen, lediglich die unteren auf einem Erdwall errichteten Ränge und die Treppenhaustürme blieben bestehen. Vor der Westkurve wurde ein 14 auf 26 Meter großer Hartplatz angelegt, dazu Weit- und Hochsprunganlagen. Für den Hartplatz wurden auch Basketballkörbe und Volleyballnetze angeschafft. Um das Spielfeld entstand eine 380 Meter lange Laufbahn und vor der Gegengeraden eine 4-mal-100-Meter-Bahn. Die Maßnahmen hatten Kosten von 665.000 DM aufgeworfen. Die Bezirkssportanlage an der Grünwalder Straße hatte nun eine Zuschauerkapazität von 28.614 Plätzen, davon rund 5.400 Sitzplätze.
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