100 Jahre Sechzgerstadion
1911 - 2011

Die Jubiläumswebseite

Stadiongeschichte nach Epochen

1925-1945: Münchner Großstadion und Kriegsschäden

Kurzüberblick Baugeschichte:
1925-26 Abriss der Tribünen und Neubau einer überdachten Sitztribüne für 1.600 Besucher und der legendären Stehhalle mit 25.000 Plätzen in Stahlbetonbauweise, womit das Gesamtfassungsvermögen auf ca. 35.000 Besucher steigt. Das Sechzger ist damit die größte Arena Süddeutschlands. Die Form der Haupttribüne (an der Volckmerstraße) ist im wesentlichen heute noch erhalten.
1927 Umbenennung in Heinrich-Zisch-Stadion (1860-Präsident).
1937 Verkauf des Stadions an die Stadt München für 357.560 RM durch den TSV 1860, der sich in einer finanziellen Notlage befand.
1938 Generalsanierung des Stadions und Umbenennung in Städtischer Sportplatz an der Grünwalder Straße.
1941 Umbenennung in Städtische Hanns-Braun-Kampfbahn.
1943 Erhebliche Schäden an den Tribünen durch zwei Fliegerangriffe am 7.9. und am 2.10.1943. Das Spielfeld wurde unbenutzbar.

Kurzüberblick Sportgeschichte:
10.10.1926 Eröffnung des umgebauten Stadions mit 1860 - VfR Fürth 2:4
12.12.1926 Länderspiel Deutschland - Schweiz 2:3
1927/28 FC Bayern wird Süddeutscher Meister
1930/31 1860 qualifiziert sich als erster Münchner Verein für das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft
1931/32 FC Bayern wird Deutscher Meister
18.8.1935 Länderspiel Deutschland - Finnland 6:0
20.10.1940 Länderspiel Deutschland - Bulgarien 7:3
1940/41 1860 wird Meister der Bereichsklasse Bayern
1942 1860 wird Deutscher Pokalsieger
1942/43 1860 wird Meister der Gauliga Südbayern

Details (aus Wikipedia und Beer-"Kultstätte an der Grünwalder Straße"):

Ausbau zum Stadion

Im Frühjahr 1922 kaufte der TSV 1860 das bislang gepachtete Grundstück für 700.000 Mark und Ausbaupläne wurden nach und nach in Angriff genommen. 1925 wurde die Stehhalle auf der Gegengeraden fertiggestellt, die rund 8.000 Zuschauern Platz bot. Die 110 Meter lange und 7,20 Meter hohe Konstruktion wurde wie die neue Haupttribüne von der Deutschen Hallenbau AG und der Tief- und Betonbaugesellschaft Tibet errichtet. Im November 1925 war auch diese neue Sitztribüne fertig, die 1.200 Zuschauer fasste. Im Unterbau der Stahlbetontribüne befanden sich eine Platzwartwohnung, Umkleiden und die Stadionwirtschaft. Insgesamt fasste das ausgebaute Stadion nun 24.000 Zuschauer.

Allerdings gab es bald darauf Pläne für einen weiteren Ausbau auf 40.000 Plätze. Am 11. April 1926 sahen bis zu 30.000 Zuschauer, die sogar dichtgedrängt um das Spielfeld standen, das Spiel des FC Bayern München, der seit dem Ausbau ebenfalls im Stadion von 1860 spielte, gegen den späteren Deutschen Meister, die SpVgg Fürth. Im Sommer 1926 wurde die Stehhalle vergrößert. Hinter dem bestehenden überdachten Erdwall wurde durch die Tief- und Betonbaugesellschaft Tibet ein Stahlbetonhochbau angeschlossen und die Kapazität dadurch auf 25.000 Zuschauer vergrößert. Da die Dachkonstruktion jedoch lediglich nach oben über den neuen Betonbau geschoben wurde, blieb der untere Teil der Stehplätze unüberdacht, ebenso wie die Sitzplätze vor den Stehrängen. Eine Überdachung des Erdwalls auf der Westseite war geplant, wurde aber nicht durchgeführt. Insgesamt kosteten die Baumaßnahmen der vergangenen zwei Jahre 260.000 Reichsmark. Der Betrag konnte nur durch ein Darlehen über 120.000 RM bei der städtischen Sparkasse geschultert werden. Schwierigkeiten bei der Beschaffung der benötigten Gelder hatte auch die rechtliche Situation des nun aufgespalteten Vereins mit sich gebracht. Nach der "reinlichen Scheidung von Turnen und Sport" Anfang der 1920er war der Turnverein 1860 Eigentümer des Grundstücks, der Sportverein 1860 war Besitzer des Stadions. Das neue Stadion wurde am 10. Oktober 1926 beim Spiel des SV 1860 gegen den VfR Fürth eingeweiht, das die Sechzger mit 2:4 verloren. Die Fachzeitschrift "Der Fußball" bezeichnete das Stadion, das von 1927 an den Namen des Vereinspräsidenten Heinrich Zisch trug, als "Deutschlands schönste Vereinssportanlage".

Um steigende Schulden und laufende Betriebskosten begleichen zu können, vermietete der SV 1860 das Stadion an andere Vereine und Organisationen. Neben 1860 spielten 1926 auch der FC Bayern, der FC Wacker und der aus dem MTV 1879 hervorgegangene Deutsche SC an der Grünwalder Straße. Darüber hinaus nutzten auch der Südbayerische Landesverband für Leichtathletik, die Deutsche Turnerschaft und der Bayerische Radrennverband sowie Hochschulen, Landespolizei und Arbeitersportkartell das Stadion. Im Jahr 1928 hatte das Heinrich-Zisch-Stadion eine Gesamtzuschauerzahl von 603.200 vorzuweisen. Bedingt durch die Eröffnung des Dantestadions, aber auch in Folge der Weltwirtschaftskrise sank diese Zahl jedoch im Jahr 1929 auf 335.663. Auch wenn sich zu Lokalderbys und zu einigen Spielen gegen namhafte Gegner, teilweise sogar aus Südamerika, weiterhin über 10.000 Zuschauer einfanden, so ging die Zuschauerzahl doch kontinuierlich zurück. Seit dem Ausbau 1926 war das laut SV 1860 42.000 Zuschauer fassende Stadion kein einziges Mal ausverkauft gewesen, der Rekord lag bei 35.000 Zuschauern beim Länderspiel Deutschland - Schweiz im Dezember 1926. Die Länderspiele gegen Finnland 1935 und Bulgarien 1940 sahen später ebenfalls jeweils 35.000 Zuschauer.

Am 19. April 1936 stellte Juan Carlos Zabala bei einem Leichtathletik-Meeting im Stadion einem neuen Weltrekord im 20.000-Meter-Lauf auf. Trotz heftigem Schneetreiben lief er die 50 Runden auf der 400-Meter-Bahn in 1:04:00,2 Stunden.

Verkauf des Stadions an die Stadt München

Am 23. Juli 1937 kaufte die Stadt München das Stadion für 357.560 Reichsmark. Zunächst wurde die Hypothekenschuld des seit 1934 wieder zusammengeschlossenen TSV 1860 mit dem Kaufpreis verrechnet. Die Sechzger erhielten 100.000 Reichsmark, die zur Schuldentilgung eingesetzt werden mussten, weitere Belastungen wurden von der Stadt getilgt. Der nun noch ausstehende Betrag von 70.241,95 Reichsmark sollte innerhalb von fünf Jahren, also bis Juli 1942, an den TSV 1860 zu zahlen sein. Bis dahin hatte der Verein weiter allen Nutzen und Lasten am Stadion, als wäre er weiter der Eigentümer. Da die Sechzger aber bereits wenig später das restliche Geld benötigten, wurde der Betrag bis Dezember 1938 komplett ausgezahlt. Am 1. April 1939 ging das Stadion endgültig in den Besitz der Stadt über. Im Anschluss wurde das Stadion für eine jährliche Summe von 10.000 Reichsmark an den TSV 1860 verpachtet.

Das Stadion wurde an vielen Stellen ausgebessert, das Dach der Stehhalle wurde gänzlich erneuert. Am 13. August 1939 wurde das Stadion als Städtischer Sportplatz an der Grünwalder Straße wiedereröffnet. Im schneereichen Winter 1939/40 begann das Dach der Sitztribüne, sich unter der Schneelast durchzubiegen. Die Stadt ließ daraufhin vier zusätzliche Stahlrohrstützen einbauen.

1941 wurde das Stadion nach dem Leichtathleten Hanns Braun in Städtische Hanns-Braun-Kampfbahn umbenannt.

Kriegszerstörung

Im Herbst 1943 wurde das Stadion bei zwei Flächenbombardierungen durch die Royal Air Force schwer getroffen. Beim ersten Angriff am 7. September zerstörte eine Sprengbombe die westliche Hälfte der Sitztribüne. Teile der Stehhalle wurden durch zwei weitere Sprengbomben zerstört. Der zweite Angriff am 2. Oktober hinterließ auf dem Spielfeld, der Aschenbahn und den Stehwällen sieben große Bombentrichter. Der östliche Teil der Haupttribüne war nun ebenfalls zerstört. Das Holzdach der Stehhalle war komplett abgebrannt, der westliche Teil der Tribüne wurde gesperrt, der östliche Teil hatte die Angriffe mit nur leichten Schäden überstanden. Der TSV 1860, FC Bayern und FC Wacker waren nach dem ersten Angriff ins Dantestadion umgezogen. Als auch dieses von Bomben getroffen wurde, mussten sich die Vereine andere Plätze suchen. Der Spielbetrieb konnte aber bis Kriegsende aufrechterhalten werden.